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Das Problem mit der Billigmilch

Das Problem mit der Billigmilch auf Kochen-verstehen.de

Man hört oft von den deutschen Milchbauern, die protestierend mit Traktoren und großen Schleppern auf die Straße gehen und sich gegen die unfairen Milchpreise wehren. Ende 2013 bis Anfang 2014 lag der Milchpreis bei 40 Cent und mehr. Dieses hatten die Bauern viele Jahre zuvor gefordert. Doch dieser Preis hielt sich nicht lange, sodass die Preise nun bei wenigen 30 Cent pro Liter und weniger. Die Supermärkte unterstützen die Bauern allerdings auch nicht, denn sie bieten Milch zu Billigpreisen von 55 Cent pro Packung an.

Laut Aussagen des Statistischen Bundesamtes ist die Anzahl der Milchbetriebe seit 1984 bis 2014 von 369.000 auf 78.000 gesunken. In Prozent ist das ein Rückgang von 79 Prozent. Doch wieso ist das so?

Billiger Milchpreis - woher kommt er?

Laut Milchbauern liegen die Produktionskosten für heimische Landwirte allerdings bei rund 35 Cent. Vor gut einem Jahr bekamen sie noch um die 40 Cent bezahlt; mittlerweile liegt der Preis aber bei 30 Cent und darunter. Im Jahr 2014 lag der durchschnittliche Milchbetrag bei etwa 37 Cent pro Kilogramm. Jede Molkerei kann jedoch ihre eigenen Milchpreise festlegen. Diese Preise können regional und je nach Saison stark schwanken. Bei Molkereien, die sich einer Genossenschaft angeschlossen haben, wird der Milchpreis vom Vorstand festgelegt.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Privatanbieter ihren Milchpreis völlig willkürlich bestimmen dürfen, denn auch sie haben sich an Vertragsbedingungen zu halten. Diese Milchpreise werden in Statistiken festgehalten und veröffentlicht, sodass Transparenz geschaffen wird.

Heimische Landwirte haben nach eigenen Aussagen Produktionskosten von etwa 35 Cent pro Liter. Vor einem Jahr hatten die Bauern noch einen kleinen Gewinn von 5 Cent. Heute machen sie fast ausschließlich Verlust, da die Preise deutlich unter den Produktionskosten liegen.

Wieso sinkt der Milchpreis?

Der Milchpreis sinkt stetig, ganz zum Leid vieler Milchbauern, die nun um ihre Existenz bangen müssen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Das Russland-Embargo und die andauernde Milchpulver-Nachfrage von China bewirken große Überkapazitäten des Marktes. Auch die Milcherzeugerländer produzieren nun Unmengen mehr als zuvor.

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Früher, zu Preisen von 40 Cent pro Liter, konnten die Bauern wirklich noch davon leben. Es war sogar ein ganz profitables Geschäft. Viele Bauern kauften dem Erfolg nach mehr Kühe, damit sie mehr Milch erzeugen können und schlussendlich mehr verdienen. Für den einzelnen Bauern mag das auch sinnvoll sein, wenn aber die ganze Milchbauernschaft so agiert, entsteht zu viel Milch, die zu wenig Nachfrage bekommt und daher auch die Preise senkt.

Dieses Phänomen ist unter den Bauern weit bekannt, da man dieses Problem auch schon sehr gut bei Schweinefleisch erkennen konnte. Das Gleiche geschieht momentan mit den Milchpreisen, die eine reine Berg-und Talfahrt über viele Jahre durchmachen. Es gibt einfach zu viel Milch auf dem Markt. Die Quote liegt bei 108 Prozent der nötigen Versorgung.

Was ist mit den Handelsketten?

Auch Supermärkte wie Aldi und Lidl bestimmen den Milchpreis im Laden. Wenn ein Supermarkt seinen Preis anhebt, ziehen andere nach und auch andersherum: wird der Preis gesenkt, senken andere Supermärkte ihre Preise auch.

Daher ist es auch verständlich, dass Discounter Feinde für die Milchbauern darstellen. Deswegen wurde auch schon vor einer Aldi-Filiale protestiert. Für diesen Protest mitverantwortlich war auch die Preissenkung für manche Käse-Sorten bei Aldi und, dass Butter von 85 Cent auf 79 Cent gesenkt wurde.

Milchquote - die Lösung für das Problem?

Im Jahr 1984 führte die damalige Europäische Gemeinschaft ein sogenannte Milchquote ein. Diese war dazu bestimmt, die Milchproduktion in den Mitgliedsstaaten zu verringern. Die Milchquote entstand als Reaktion auf die stetig zunehmende Milchproduktion, die man auch sprichwörtlich als Milchseen oder Butterberge bezeichnete.

Die Quote war zunächst einmal für 5 Jahre geplant, wurde aber in den darauffolgenden Jahren immer wieder verlängert. Durch diese Quote sollten konstante Preise geschaffen werden. Außerdem sollte es nicht mehr zu Überproduktionen von Milch kommen. Jeder Milchbauer der trotz der Vereinbarung mehr produzierte, musste Superabgaben zahlen.

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Jedoch hat sich die Quote nicht als sonderlich erfolgreich bestätigt. Die Milchproduktion ging zwar zurück, allerdings führte sie nicht zu einer Konstanz der Milchpreise. Es wird auch gesagt, dass die Milchviehbetriebe weniger Einkommen hatten als zuvor.

Bio-Produkte - können sie helfen?

In den meisten Supermärkten wird faire Milch angeboten. Leider ist der Marktanteil dieser Milch aber erschreckend wenig. Trotzdem sorgt Bio-Milch durch bessere Standards für einen besseren Umgang mit den Milchkühen. Sie werden allgemein artgerechter, umweltfreundlicher und ressourcenärmer gehalten bzw. resultieren daraus nicht so starke Umweltbelastungen. Das wirkt auch dem Klimawandel entgegen. Für den Konsumenten ist Bio-Milch auch gesünder als die herkömmliche Milch.

Es gibt auch verschiedene EU-Bio-Siegel wie Demeter, Bioland oder Naturland. Diese werden meist strenger kontrolliert und haben sich an andere Vorschriften zu halten. Dazu gehört auch, dass der größte Teil des Tierfutters Bio-Tierfutter sein muss. Außerdem muss dieser Anteil aus regionalen Bereichen besorgt werden. Das fördert die Nachhaltigkeit.

Direkt kann Bio-Milch den deutschen Milchbauern aber nicht helfen, da der größte Teil eh aus dem Ausland kommt. Somit würde man allerdings die Bio-Milchbauern aus anderen Ländern unterstützen. Diese werden auch viel besser bezahlt.

Fazit: Kaufen von erzeugerfreundlicher Milch

Da es keine richtige Lösung für das Milchproblem gibt, kann ich nur empfehlen, dass man auf erzeugerfreundliche Milch zurückgreift. Diese findet man zum Beispiel bei Netto, das "Ein Herz für Erzeuger" ins Leben gerufen hat. Dabei wird bei jedem verkauften Produkt, das mit diesem Siegel ausgezeichnet wurde, 10 Cent an den Erzeuger gespendet. Somit wird sicher gestellt, dass die Milchbauern wenigstens mehr Geld bekommen.

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